Am Samstag, 14. Januar 2006 erschien folender Artikel in der IKZ:

Diese und andere Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule sowie vier weiterer Schulen haben sich auf die Spurensuche nach dem Schicksal jüdischer Familien aus Iserlohn begeben.

Auf den Spuren jüdischer Familien aus Iserlohn


Im Rahmen des Projektes "Stolpersteine für Iserlohn" begaben sich Schülerinnen und Schüler von fünf Schulen auf die Suche nach Zeitdokumenten

Iserlohn. (stef)
"Ich bin gespannt, wie die Reaktionen auf die Stolpersteine ausgehen", sagt Hubert Witte. Der Gesamtschullehrer ist einer von zahlreichen Pädagogen, die sich gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern auf die Suche nach Informationen über das Schicksal jüdischer Familien in Iserlohn gemacht haben.
Ideengeber für die Aktion "Stolpersteine" ist der Künstler Gunter Demnig, der bis heute mehr als 7000 dieser Gedenksteine zur Erinnerung an jüdische Familien, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind in deutschen Städten verlegt hat - immer genau vor dem Haus, in dem die Familien bis zu ihrer Deportation gelebt haben. Am kommenden Donnerstag, 19. Januar, werden auch in der Waldstadt auf Initiative des Arbeitskreises "Stolpersteine für Iserlohn", dem neben den Schulen auch die Evangelische Akademie angehört, die ersten Steine von Gunter Demnig installiert. 13 dieser zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten werden am Alten Rathausplatz und an der Wermingser Straße an die Familien Mosbach, Wertheim/Gompertz, Becker und Waldbaum erinnern.
Gleichzeitig wird am Donnerstag um 16 Uhr im Rathausfoyer eine Ausstellung eröffnet, in der die Schülerinnen und Schüler der fünf an der Aktion "Stolpersteine für Iserlohn" beteiligten Schulen die Ergebnisse ihrer Recherchen zur Geschichte und dem Schicksal der Familien eröffnet. Beteiligt an dieser Arbeit haben sich Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Iserlohn, des Stenner-Gymnasiums, der Realschule am Hemberg, der Südschule sowie des Gymnasium in Letmathe.
Durch einen Stadtrundgang mit dem Zeitzeugen Carl Heinz Kipper, der jungen Menschen vom Leben der jüdischen Familien in Iserlohn berichtet, wurde das Interesse an diesem Thema bei Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule geweckt. Gemeinsam mit Lehrer Hubert Witte suchten sie nach Dokumenten, die an das Schicksal der Familien Wertheim/Gompertz und Mosbach erinnern. Eine nicht einfache Aufgabe, leben doch die meisten Zeitzeugen nicht mehr. Besonders hilfreich war dabei das Stadtarchiv aber auch das Internet, in dem Transportlisten und die Opferdatei von Yad Vashem erste Anhaltspunkte lieferten. Besonderes Augenmerk legten die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule auf die Geschichte von Lotte Gompertz, die mit ihrer Familie im Jahr 1942 deportiert und schließlich im Altern von 14 Jahren von den Nazis ermordet wurde.
"Dann geschah das, was wir nicht mehr zu hoffen gewagt hatten", sagt Lehrer Hubert Witte. Es tauchte ein Klassenfoto vom Einschulungsjahrgang 1936 der Schule an der Brüderstraße auf. Der Iserlohner Reinhold Bösch hatte einen Artikel über die Ausstellung "Der Alltag jüdischer Kinder während des Holocaust" im IKZ gelesen und sich an das Foto erinnert. Tatsächlich zeigt es Lotte Gompertz im Alter von sechs Jahren bei der Einschulung. Nun endlich hatte das Mädchen, dessen Geschichte die Gesamtschüler erforschten, auch ein Gesicht bekommen. Auch dieses Zeitdokument wird in der "Stolperstein"-Ausstellung im Rathausfoyer zu sehen sein, neben den vielen weiteren Dokumenten, die die Schülerinnen und Schüler der beteiligten Schulen bei ihren Recherchen ausfindig machen konnten.
Es war zum Teil sehr schwierig, an Informationen heran zu kommen", sagt Gesamtschullehrer Hubert Witte. "Wir dachten zuerst, wir würden nie etwas finden." Umso mehr freut es ihn daher, dass die engagierte Arbeit der Schülerinnen und Schüler doch so viele Informationen über das Schicksal der jüdischen Familien an den Tag gebracht hat. Und noch ist die Spurensuche nicht beendet.

Patenschaft für "Stolpesteine"
Auch in Zukunft wird sich der Arbeitskreis mit dem Schicksal jüdischer Familien beschäftigen. So fragt Hubert Witte, wer mehr über Lotte Gompertz und ihre oder andere jüdische Familien berichten kann. Oder wer sich auf dem Klassenfoto von damals wiedererkennt und als Zeitzeuge mit Informationen dienen kann. Hinweise nimmt Witte unter Tel. 02371/36625 entgegen. Außerdem hofft der Arbeitskreis auf Spenden. Die Patenschaften für eine "Stolperstein" kostet 95 Euro. Wer sich beteiligen möchte, kann sich bei den Initiatoren melden oder einen Betrag auf das Konto bei der KD Bank eG, BLZ 35060190, Kontonummer 2000300023, Kassenzeichen 200/5930.43.2200 einzahlen.
Mehr Informationen über das Projekt gibt es auch im Internet unter www.stolpersteine-iserlohn.de.