Max Münchhausen & Co.


Damen- und Herren-Modewaren
Wermingser Straße 5<

Auszug aus: Marcus Kiel, Stadt Iserlohn (Hrsg.), Ein temporäres Denkmal zur Erinnerung an jüdisches Leben in Iserlohn, Katalog zur Ausstellung 20. August bis 17. September 2000, Alter Rathausplatz Iserlohn. Die Artikel über die jüdischen Geschäfte in der Wermingser Str. wurden verfasst von Götz Bettge, Archivar der Stadt Iserlohn.

Der aus Münster gebürtige Gründer des Geschäfts, Max Münchhausen, arbeitete zunächst in Iserlohn als Handlungsgehilfe (Commis). Im Adressbuch von 1893 wird er als Inhaber eines Großhandelsgeschäft (Hamburger En-gros-Lager, Unnaer Straße 1) erwähnt. Vermutlich im Juni 1898 verlegte er das Geschäft in das Haus Werminger Straße 5. Er übernahm die Geschäftsräume von dem Kaufmann Louis Leseritz. Am 13. März 1910 verstarb Max Münchhausen in Berlin. Möglicherweise übernahm Hermann Cohen bereits zu diesem Zeitpunkt zusammen mit seiner Schwester Amalie (Mally) Cohen das Geschäft.

Ihr Vater, der von Ampen / Kr.Soest Zugezogene Leopold C., was ein bekannter Fotograf. Er wurde erstmals im Adressbuch von 1874 erwähnt. Aus seinem Atelier stammen die ersten fotografischen Stadtansichten.
Hermann Cohen war verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Die Tochter Ilse (* 1921) konnte ihre ursprüngliche Absicht, Kinderärztin zu werden, nicht verwirklichen, da sie nach Ostern 1936 das Oberlyzeum verlassen musste. Bis zur Auflösung des Geschäfts von Siegried Ehrlich war sie dort als Bürogehilfin tätig. Im Januar 1939 gelangte sie mit einem Kindertransport nach England.

Dem Sohn Erich Leopold (* 1925) wurde nach dem Besuch der jüdischen Volksschule der Wechsel zum Realgymnasium verweigert. Er besuchte daraufhin bis zur geplanten Auswanderung der Eltern im Jahr 1941 eine Quäkerschule in Holland.
Die bereits genehmigte Ausreise nach Uruguay trat die Familie nicht an. Möglicherweise konnte sie auf Grund der eigenen finanziellen Lage die erforderlichen Mittel wie die Zwangsabgaben und Kosten für die Schiffspassage nicht aufbringen. Seit Ende der 1920er Jahre konnten sie nicht einmal die fälligen Kommunalabgaben zahlen.

Im Juni 1942 musste die Familie ins Haus Kluse 18 umziehen. Von hier aus erfolgte die Deportation nach Auschwitz oder Theresienstadt.
Erich Leopold C. verstarb am 9.1.1945 im KZ Flossenbürg / Kommando Leitmeritz. Die Eltern und die ebenfalls deportierten unverheirateten Schwestern von Hermann C. wurden 1947 amtlicherweits für tot erklärt.
Nach dem Adressbuch von 1939 befand sich in den Geschäftsräumen eine Filiale des Paderborner Seifenhauses Drewes.